Rezension: Kabinettstücke aus Klassik und Oper

Quelle: https://www.adag.ch/appenzeller-volksfreund.html

Der Appenzeller Volksfreund zum Neujahrskonzert vom 16. Januar 2020 in Oberwis.

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Streicher mit Herzblut

Ein grosses Programm hatte die polnische Geigerin Veronika Miecznikowski zu bewältigen. Ihre Interpretation der Passacaglia von G.F. Händel im Duett mit dem Cellisten Milo Ferrazzini – das einzige Stück des Programms ohne Pianobegleitung – darf als Höhepunkt des Abends bezeichnet werden. Die beiden bewegten sich souverän durch das virtuose Stück mit unzähligen Klippen, dies in bezaubernder Feinabstimmung, als musizierten sie seit Jahren gemeinsam. Tosender Applaus quittierte diese Glanzleistung.

In wechselnder Besetzung kamen auch vier Schweizer Cellisten zum Zug. Zum bereits genannten gesellten sich Ulisse Roccasalva, Sandro Meszaros und Claude Hauri, der in zwei heiteren Stücken auch den Kontrabass spielte.

Den Auftakt zum Konzert bildete das Allegro aus dem Cellokonzert von Antonio Vivaldi. “Schnallen Sie sich an!”, schickte der Moderator voraus. Die Violinistin konnte ihre brillante Technik in Paganinis “Centone di Sonate in A-Moll” erstmals richtig ausspielen beim dramatischen Auftakt mit tanzendem Bogen und gefühlvollem Schweben im liedhaften, behaglich anmutenden Mittelteil, dem das Eingangsthema erneut und umso lebhafter folgte. Zu den Leckerbissen zählten die Ungarischen Tänze No. 5 und 6 – oft gehörte “Schmeichler” von unbändigem Temperament. Der erste wurde als Trio mit Violino, Cello (Claude Hauri) und Piano interpretiert, der zweite mit allen Streichern und Piano. Erkennbare Spielfreude förderte den Schwung in der Darbietung. Den Eindruck verstärkte die nachfolgende Gavotte-Pastorale von D. Popper – ein fröhlich-lebhaftes Stück mit Variationen.

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(Rolf Rechsteiner)

Appenzeller Volksfreund, 20. Januar 2020